Was sind Forderungen aus Target2 Salden der Bundesbank?
Nachdem die hohen Target2 Salden bei der Bundesbank von 2012 bis 2014 zurückgingen, ist seit Mitte 2014 wieder ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen. Am 31.12.2015 betrug das Target2-Saldo 584.210 Millionen Euro. Im März 2017 waren es 829.751 Mio. Euro.
Seit längerer Zeit weisen Experten wie Prof. Sinn auf die Risiken der sogenannten Target II-Forderungen der Bundesbank gegenüber der EZB hin. Passiert ist jedoch nichts, was dazu führt, dass die Forderungen der deutschen Zentralbank gegenüber der europäischen Notenbank monatlich wieder anwachsen. Die Entwicklung der Bundesbank Target2 Forderungen von 1999 – 2017 ist in der Abbildung 1 dargestellt.
Abb.1: Entwicklung der Target2 Forderungen an die Bundesbank von 1999 – 2017. TARGET Nettopositionen. Quelle: bundesbank.de
Seit Ausbruch der Finanzkrise in 2008 sind die Forderungen der Bundesbank aus Target2 Salden sehr stark angestiegen. Der Maximalwert wurde mit 751,449 Milliarden Euro im August 2012 erreicht. Anschließend gingen die Forderungen bis Juli 2014 deutlich auf 443,548 Milliarden Euro zurück. Seither ist wieder eine Zunahme der Forderungen aus Target2 Salden festzustellen. Der Wert betrug am Jahresende 2015 584,210 Milliarden Euro. Seit 2015 steigen die TARGET Nettopositionen kontinuierlich, in den ersten Monaen 2017 sogar relativ deutlich wieder an: Im März 2017 betrug die TARGET2 Nettoposition der Bundesbank rund 830 Mrd. Euro.
Datum | TARGET2 Nettopositionen [Mio. Euro] |
15.12.2016 | 754.263 |
15.01.2017 | 795.621 |
15.02.2017 | 814.375 |
15.03.2017 | 829.751 |
April 2012: Erstmals 650 Milliarden Euro-Grenze durchschlagen
Im April stiegen die Target-Forderungen der Bundesbank erstmals über einen Wert von 650 Milliarden Euro. Als Vergleich: Der neue Euro-Rettungsfonds ESM soll über ein Eigenkapital von 80 Milliarden Euro haben und zudem Bürgschaften in einer Größenordnung von 750 bis 800 Milliarden Euro geben können. Wachsen die deutschen Target-Forderungen weiter in dem Tempo wie bisher, dann würde schon im Herbst der gesamte Rettungsschirm nicht mehr ausreichen, um die deutschen Target-Forderungen auszugleichen.
Gefährliches Roulette-Spiel zwischen den Banken und der EZB
Was bedeutet der Begriff Target 2 Forderung? Die Abkürzung steht zunächst für Trans-European Automated Real-time Gross settlement Express Transfer.
Das Problem ist die Komplexität des Target-Systems: Wird Geld von einem Land der Eurozone in ein anderes überwiesen, so läuft dies über die EZB und die nationalen Notenbanken. In den letzten Jahren gab es eine gewaltige Kapitalflucht aus dem Süden in den Norden (insbesondere nach Deutschland). Die Überweisungen werden dabei an die EZB weitergeleitet, welche die nationale Notenbank anweist, das Geld auf das jeweilige neue Konto zu überweisen. Die EZB selbst überweist, sobald das Geld aus Südeuropa bei ihr eingetroffen ist, dieses an die nationale Notenbank weiter und die Rechnung ist ausgeglichen. Target-Forderungen treten dann auf, wenn die EZB die Schulden bei der nationalen Notenbank noch nicht beglichen hat.
Aktuell liegt dies jedoch nicht an der EZB selbst, sondern an dem Umstand, dass die Banken von Spanien, Griechenland, Portugal und Italien, aus denen das Geld nach Deutschland überwiesen wurde, faktisch gar nicht über die Mittel verfügten. Absicherungen gibt es nur in Form von Wertpapieren, deren Qualität und Sicherheit die Bundesbank kürzlich öffentlich als nicht ausreichend kritisierte. Brechen die Geldhäuser im Süden Europas zusammen, bleibt die Bundesbank auf den Forderungen sitzen. Aus diesem Grund werden auch Stimmen in der Bundesrepublik laut, der ESM soll den Banken der Krisenstaaten direkt helfen dürfen.
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