Wie ermitteln Banken die Kreditwürdigkeit (Bonität) eines Kreditnehmers

Für Kreditnehmer stellt sich immer wieder die Frage, auf welcher Grundlage eine Bank die individuelle Kredit Bonität ermittelt. Bankkunden zahlen pünktlich ihre Rechnungen, haben keine Insolvenz hinter sich, es gibt keine negative Schufa, und dennoch erhalten sie in der Bonitätsprüfung nicht die 100 Punkte. Am Beispiel eines Ratenkredites für Privatpersonen soll dies erläutert werden.

 

Die Ermittlung der Kreditwürdigkeit ist ein  standardisierter Prozess

Die Vergabe von Ratenkrediten erfolgt bei allen Banken nach einem industrialisierten, standardisierten Vorgang. Auch wenn das Wort Kredit von dem lateinischen „credere“, glauben, abstammt, hat die Kreditvergabepolitik der Banken und Sparkassen nichts mehr mit dem Glauben an den Kunden zu tun.

Die Eingabe der persönlichen Daten in das Formular für einen Kreditantrag bei einer Bank hat zwei Dinge zur Folge:

Kredit Boniät

  • Schufa Abfrage
  • Scoring

Zum einen natürlich die Schufa-Anfrage, welche den einen Teil der Kreditwürdigkeit des Kunden ausmacht. Und ohne Bonität sieht es schlecht aus mit dem Kredit.  Über die Schufa-Anfrage erfährt die Bank detailliert, welche weiteren Kreditverpflichtungen bestehen, ob ein Handyvertrag abgeschlossen wurde, oder bei Amazon Einkäufe getätigt wurden. Der andere Teil ist das Scoring, die Einstufung des potenziellen Kreditnehmers. Dem Scoring wiederum liegen neben den subjektiven Kundenmerkmalen, Kontoführung, Häufigkeit der Überziehung, Kreditstundung auch sozioökonomische Daten zugrunde. So wirkt sich der Wohnort, also Postleitzahl und Straße, auf das Scoring ebenso positiv oder negativ aus, wie Beruf und Familienstand. Ein verheirateter Beamter in entsprechender Wohnlage mit Immobilienbesitz erhält bei gleichem Kontoführungsverhalten automatisch ein besseres Scoring als ein geschiedener Angestellter in schlechterer Wohnlage. Dabei spielt es keine Rolle, dass er auch in einer entschuldeten Eigentumswohnung lebt. Bereits die Anschrift kann Ursache dafür sein, dass ein Bankkunde höhere Zinsen zahlt als ein anderer. Grund ist, dass das Scoring das Kreditausfallrisiko bewertet, die Wahrscheinlichkeit, dass der Kreditnehmer sein Darlehen nicht zurückzahlen kann. Banken sind durch Basel II dazu gezwungen, ein entsprechend hohes Eigenkapital in Relation zu den Krediten zu halten. Höhere Kreditausfallrisiken sollen gleichzeitig in den Zinssatz eingepreist werden. Aus diesem Grund geben die Kreditinstitute häufig nicht einen festen Kreditzins an, sondern beziffern diesen im Rahmen einer Bandbreite. Den tatsächlichen Effektiv-Zinssatz erfährt der Kunde erst, wenn das Scoring abgeschlossen wurde.

 

Einkunftsarten sind ausschlaggebend bei der Bonitätsprüfung

Der Grund, weshalb ein Beamter automatisch ein besseres Scoring erhält, liegt in der Unkündbarkeit. Diese wirkt sich auf die Sicherheitenstellung bei einem Darlehen aus. Im industrialisierten Kreditprozess wird auf dingliche Sicherheiten verzichtet, die Gehaltsabtretung ist daher immer Bestandteil des Kreditvertrages. Bei einem Beamten besteht keine Befürchtung, dass die Gehaltszahlung, auch bei Dienstunfähigkeit, ausfällt. Angestellte müssen demgegenüber in einem ungekündigten Arbeitsverhältnis stehen. Dennoch bleibt für die Bank das Restrisiko des Arbeitsplatzverlustes und damit des Kreditausfallrisikos.

Selbstständige bekommen nur schwer einen Kredit

Die Branche, in der ein Kreditnehmer tätig ist, ebenso wie der Arbeitgeber beeinflussen damit auch das persönliche Scoring. Die Gehaltsabtretung als ausschließliche Sicherheit bei einem Ratenkredit macht deutlich, weshalb Selbstständige, auch bei einer blütenreinen Weste im Rahmen der Schufa-Auskunft, nur bei den wenigsten Banken eine Chance auf einen Kredit haben. Deswegen lehnen die meisten Banken eine Kreditvergabe an Selbstständige auch bei jahrelanger einwandfreier Geschäftsbeziehung ab. Die Auswirkungen auf Basel II sind groß, würde das Geschäft in der Breite betrieben. Selbstständige verfügen über kein gleichmäßiges und wiederkehrendes Einkommen, konjunkturelle Schwankungen wirken sich auf kleine Unternehmen sehr viel extremer aus.

 

Ratenkredite bedeuten für Banken „schnelles Geld“

Der oben beschriebene Kreditvergabeprozess bedeutet, dass Banken ohne großen Aufwand einen Kredit vergeben können und somit langfristig kontinuierliche Einnahmen generieren. Die Finanzbranche dürfte mit Bedauern zur Kenntnis genommen haben, dass die Rechtsprechung Kreditabschlussgebühren als rechtswidrig eingestuft hat. Die Provision zwischen einem und zwei Prozent hatte noch zusätzlichen Schwung in die kurzfristigen Erträge der Geldhäuser gebracht. Der extrem schlanke Prozess der heutigen Kreditvergabe ist auch die Erklärung dafür, weshalb viele Online-Anbieter in wenigen Minuten eine Kreditentscheidung erstellen können, derartige Anbieter sind beispielsweise auf https://www.tagesgeldvergleich.com/kredit-vergleich in einem Ranking zu finden. Die langwierige Prüfung der Unterlagen von vor vielen Jahren entfällt. Einzig die Umsätze der Kreditnehmer werden noch für ein viertel Jahr rückwirkend geprüft. Dies hat aber nur den Zweck, die für die Rate ausreichenden Mittel zu errechnen, auf die Bonitätsprüfung haben weder Kunde noch Berater einen Einfluss. Diese erfolgt nur noch maschinell.