Daten zur Inflation 2022 in Deutschland, Prognosen für 2022 & 2023
Die aktuelle Inflationsrate beträgt im Juni 2022 7,6%
Inhalt
Inflation Entwicklung 1990 – 2022
Inflationsrate Tabellen Monatswerte
Trends & Prognosen
Inflationsrechner
Inflation in ausgewählten Ländern
Gefühlte Inflation
US Inflation
Mittlere Jahresinflation 2022: bisher 6,7%
2021: 3,1%
2020 : 0,5%
2019 : 1,4%
2018 : 1,8%
2017 : 2,0%
2016: 0,5%
2015: 0,25%
2014 = 0,9%
Prognosen 2022: Die Redaktion erwartet für 2022 einen Wert von 7,5%.
Die Entwicklung des Verbraucherpreisindex in Deutschland zeigt die Abbildung 1
Abb 1: Inflationsentwicklung: Verlauf der Inflation von 1992 – Juni 2022. Datenquelle: Statistisches Bundesamt
Der Harmonisierte Verbraucherpreisindex für den Euroraum, als europäischer Vergleichsindex, betrug im Juni 2022 = 8,6%
Bundesbank Inflationsprognose Juni 2022: Die BuBa geht von einer Jahresinflation in 2022 von 7,1% (HVPI) aus.
Bundesbank Inflationsprognose Juni 2016: In der Prognose geht die BuBa in ihrem Monatsbericht Juni 2016 von einem Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) 0,2% in 2016, 1,5% in 2017 und 1,8% in 2018 aus. Das sind deutlich geringere Werte als noch vor einem Jahr. Bemerkenswert ist die folgende Aussage:
„Bei den Dienstleistungspreisen schlug neben dem schwächeren Lohnplus zu Buche, dass der bei den Mieten gemessene Anstieg weiterhin flach blieb. Dies ist vor dem Hintergrund der derzeit kräftigen Immobilienpreissteigerungen bemerkenswert. Möglicherweise hängt dies mit einer methodischen Umstellung des Teilindex für Mieten zusammen: Seit Anfang 2015 wird dort unter anderem die Stichprobe nach und nach angepasst. Die Auswirkungen dieser Umstellungen auf den Teilindex für Mieten sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt nur schwer abschätzbar. Es wäre aber möglich, dass dadurch der vom Statistischen Bundesamt ausgewiesene Anstieg der Mieten schwächer ist, als mit Blick auf die Lage am Immobilienmarkt zu erwarten wäre.“
Bundesbank Inflationsprognose Juni 2015: Die Bundesbank geht in ihrem Monatsbericht vom Juni 2015 für Deutschland von einem HVPI von 0,5% in 2015, 1,8% in 2016 und 2,2% in 2017 aus.
„……dass zunächst mehr Finanzprodukte oder Immobilien gekauft werden – und auf diesen Märkten die Preise steigen. Das passiert ja teilweise auch. Die Preise für diese Vermögenswerte gehen aber nicht in die Inflationsrate ein. Denn die misst die Preissteigerung für die Lebenshaltung der Verbraucher. “ Bundesbankpräsident Jens Weidmann im Interview am 28.12.2014.
Bedeutung der Änderung der Verbraucherpreise
Die Definition von Inflation ist eine Veränderung der Preise, die für Dienstleistungen oder Waren wie Konsumgüter gezahlt werden. In den vergangenen Jahrzehnten sind die Verbraucherpreise in Deutschland fast immer gestiegen. Der Konsument musste mehr Geld für ein Produkt zahlen, als sie dafür noch vor einem Monat oder einem Jahr ausgegeben haben.
Eine positive Inflation bedeutet Preisniveauzunahme, eine negative Inflation bedeutet eine Abnahme des Preisniveaus. Die Inflation oder besser deren Veränderung wird quantitativ durch die Inflationsrate ausgedrückt. Diese Größe gibt die Änderung der Verbraucherpreise in Prozent an. Der Bezug ist das jeweils das Vorjahr. Eine Inflationsrate von 2,1% im Januar 2012 bedeutet nichts anderes, als das die Verbraucherpreise im Vergleich zum Januar 2011 um diesen Prozentsatz gestiegen sind.
Die Inflationsrate wird monatlich vom Statistischen Bundesamt in Wiesbaden ermittelt und vorab am 28.ten eines jeden Monats veröffentlicht.
Die Inflationsrate in Deutschland 2019
Veröffentlichungen der Verbraucherpreise für 2018: werden jeweils gegen 14:30 Uhr hier online gestellt.
Monat 2019/2020 | Inflationsrate Bekanntgabe |
Januar 2019 | 21.01.2019 |
Februar | 28.02.2019 |
März | 28.03.2019 |
April | 30.04.2019 |
Mai | 31.05.2019 |
Juni | 27.06.2019 |
Juli | 30.07.2019 |
August | 29.08.2019 |
September | 30.09.2019 |
Oktober | 30.10.2019 |
November | 28.11.2019 |
Dezember | ??.01.2020 |
2020
Monat | Inflationsrate |
Januar | 1,7% |
Februar | 1,7% |
März | 1,4% |
April | 0,8% |
Mai | 0,6% |
Juni | 0,9% |
Juli | -0,1% |
August | 0,0% |
September | -0,2% |
Oktober | -0,2% |
November | -0,3% |
Dezember | -0,3% |
2019
Monat | Inflationsrate |
Januar | 1,4% |
Februar | 1,6% |
März | 1,3 % |
April | 2,0% |
Mai | 1,4% |
Juni | 1,6% |
Juli | 1,7% |
August | 1,4% |
September | 1,2% |
Oktober | 1,1% |
November | 1,1% |
Dezember | 1,5% |
2018
Monat | Inflationsrate |
Januar | 1,6% |
Februar | 1,4% |
März | 1,6% |
April | 1,6% |
Mai | 2,2% |
Juni | 2,1% |
Juli | 2,0% |
August | 2,0% |
September | 2,3% |
Oktober | 2,5% |
November | 2,3% |
Dezember | 1,7% |
2017
Monat 2017 | Inflationsrate |
Januar | 1,9% |
Februar | 2,2% |
März | 1,6% |
April | 2,0% |
Mai | 1,5% |
Juni | 1,6% |
Juli | 1,7% |
August | 1,8% |
September | 1,8% |
Oktober | 1,6% |
November | 1,8 |
Dezember | 1,7 |
2016
Monat 2016 | Inflationsrate |
Januar | 0,50% |
Februar | 0,00% |
März | 0,30% |
April | – 0,10% |
Mai | 0,10% |
Juni | 0,30% |
Juli | 0,40% |
August | 0,40% |
September | 0,70% |
Oktober | 0,80% |
November | 0,80% |
Dezember | 1,70% |
Die Inflationsrate in Deutschland 2015
Monat 2015 | Inflationsrate |
Januar | -0,30% |
Februar | 0,10% |
März | 0,30% |
April | 0,50% |
Mai | 0,70% |
Juni | 0,30% |
Juli | 0,20% |
August | 0,20% |
September | 0,00% |
Oktober | 0,30% |
November | 0,40% |
Dezember | 0,30% |
Die Inflationsrate in Deutschland 2014
Monat 2014 | Inflationsrate |
Januar | 1,3% |
Februar | 1,2% |
März | 1,0% |
April | 1,3% |
Mai | 0,9% |
Juni | 1,0% |
Juli | 0,8% |
August | 0,8% |
September | 0,8% |
Oktober | 0,8% |
November | 0,6% |
Dezember | 0,2% |
Die Inflationsrate für 2013 = 1,48%. Hier finden Sie die Werte nach Monaten:
Die Inflationsrate in Deutschland 2013
Monat 2013 | Inflationsrate |
Januar | 1,70% |
Februar | 1,50% |
März | 1,40% |
April | 1,20% |
Mai | 1,50% |
Juni | 1,80% |
Juli | 1,90% |
August | 1,50% |
September | 1,40% |
Oktober | 1,20% |
November | 1,30% |
Dezember | 1,40% |
Die Inflationsrate in Deutschland 2012
Monat 2012 | Inflationsrate |
Januar | 2,1% |
Februar | 2,3% |
März | 2,1% |
April | 2,1% |
Mai | 1,9% |
Juni | 1,7% |
Juli | 1,7% |
August | 2,1% |
September | 2,0% |
Oktober | 2,0% |
November | 1,9% |
Dezember | 2,0% |
Inflation – Aktuelle Trends – makroökonomische Simulationen
Ölpreis direkte und indirekte Auswirkungen auf die Inflationsrate
Der Ölpreis wirkt über den Energiekosten-Anteil im Warenkorb direkt auf die Inflationsrate. Darüber hinaus gibt es aber noch einen indirekten Effekt des Ölpreises auf die Verbraucherpreise. Öl ist weltweit nicht nur als Kraftstoff für Autos von Bedeutung, sondern auch Basisprodukt für die Synthese vieler weiterer chemischer Stoffe. Deshalb beeinflusst der Ölpreis auch die Preise anderer Konsumgütern und Dienstleistungen und wirkt so auch zeitverzögert auf die Kerninflationsrate. Die EZB hat die quantitative Bedeutung indirekter Auswirkungen des Ölpreises auf die Inflationsrate hier mit einer makroökonomischen Modellsimulation untersucht. Danach bedingt eine Veränderung des Ölpreises von 10% (bezogen auf Euro) in etwa eine relativ schnelle Veränderung der Verbraucherpreise von 0,4% als direkten Effekt. Die oben beschriebenen indirekten Effekte zeigen sich bis zu 3 Jahren zeitverzögert und bewirken eine Veränderung der Inflationsrate um 0,2%.
Wechselkursänderungen – Auswirkungen auf die Inflationsrate
Aktuell bewirkt der stark gefallene Ölpreis eine Abnahme der Inflationsrate. Dem entgegen wirkt die Entwicklung des EUR/USD-Wechselkurs im letzten halben Jahr 2014. Nach Simulationen der EZB führt eine Abwertung des Euro gegenüber dem US Dollar von 7,2% zu einem Anstieg der Teuerung um 0,3%.
Warum die Inflationsrate 2016 steigen wird
Der Rückgang des Ölpreises hat die Inflation in 2015 auf einem sehr niedrigen Niveau gehalten. Trotz neuen Tiefstständen des Ölpreises, wird der Verbraucherpreisindex in 2016 und 2017 sehr wahrscheinlich wieder steigen. Der Grund dafür ist in der Abbildung 2 ersichtlich.
Abb. 2: Entwicklung des Ölpreises von 2013 bis September 2016, Ölsorte Brent in US Dollar. Quelle: comdirect.de
Die Inflationsrate wird immer mit Bezug zu den Verbraucherpreisen im Vor-JAHRES-Monat berechnet. Im November 2015 sind daher die Werte für die Warenkorbgruppe „Energie“ (=Haushaltsenergie und Kraftstoffe) im Vergleich zu den Werten im November 2014 deutlich, um 7,5%, gesunken. Mit zunehmender Zeit „verpufft“ dieser Effekt, da der Bezugsmonat im Vorjahr inzwischen ebenfalls sehr niedrige Werte für „Energie“ aufweist. Die Veränderung der Verbraucherpreise für die Warengruppe „Energie“ wird im Februar 2016 gegenüber Februar 2015 sehr wahrscheinlich nur noch relativ gering sein (wenn kein Crash beim Ölpreis erfolgt). Die Inflationsrate wird daher in den ersten Monaten 2016 gegenüber den 2015er Werten deutlich zulegen und könnte durchaus die 0,8% Marke erreichen (Prognose aus November 2015, Abbildung neu September 2016)).
Inflationserwartungen & EZB Prognosen 2016, 2017, 2018 und 2020
Für die EZB sind die Inflation und die Inflationserwartungen wesentliche Parameter für die makroökonomische Politik. Als bedeutende Säule der eigenen Grundwerte beharrt die EZB auf ein Inflationsziel von „ungefähr“ (+ -) 2,0% um die Preisstabilität zu gewährleisten:
„Preisstabilität wird definiert als Anstieg des Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) für das Euro-Währungsgebiet von unter 2 % gegenüber dem Vorjahr. Preisstabilität soll dabei „in mittlerer Frist“ herrschen – also im Durchschnitt über mehrere Jahre. Der Grund für diese Bestimmung ist, dass geldpolitische Maßnahmen oft erst nach Monaten wirken. Innerhalb des definitorischen Rahmens zielt der EZB-Rat darauf ab, mittelfristig eine Preissteigerungsrate von unter, aber nahe 2 % beizubehalten.“ Quelle: Bundesbank.de
Zur Validierung und Anpassung der Geldpolitik läßt die EZB die zukünftige Inflationserwartungen in jedem Quartal durch eine Umfrage unter Prognoseexperten ermitteln. Die Umfrage läuft unter dem Begriff „Survey of Professional Forecasters“ (SPF) und wird 4mal jährlich veröffentlicht.
In der Abbildung 3 ist die Entwicklung des von den SPF prognostizierte Harmonised Index of Consumer Prices (HICP) dargestellt. In der Abbildung 3 ist die Entwicklung des von den SPF prognostizierte Harmonised Index of Consumer Prices (HICP) dargestellt.
Abb. 3: Inflationserwartung des ECB Survey of Professional Forecasters von Quartal III 2015 – II 2016. Quelle: ECB Survey of Professional Forecasters
Es wird deutlich, dass die Inflationsprognosen für 2016 und 2017 seit dem 3. Quartal 2015 in jedem folgenden Quartalsbericht weiter reduziert wurden. Aktuell erwarten die professionellen Prognostiker für den HICP nur noch 0,3% für 2016 und 1,3% für 2017. Für die EZB dürfte das eine Intensivierung der lockeren Geldpolitik und möglicherweise auch eine Verlängerung der Maßnahmen bedeuten.
Inflationsrate kritisch beleuchtet
Bei der Betrachtung der Tabelle wird deutlich, dass sich die Inflationsrate nur in einem relativ engen Korridor bewegt. Das sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Preise für einzelne Produkte tatsächlich deutlich steigen oder sinken. Gegenläufige Preisentwicklungen heben sich so auf. So sind beispielsweise die Preise für PC-Anwendersoftware im September 2012 gegenüber dem Vorjahresmonat um 63,7%, Mehl um 28,5%, Zucker um 22,4% und Tomaten um 18,4% gestiegen.
Dagegen verbilligten sich die Gebühren für die Volkshochschule/Studiengebühren um 33,8% und der neue Desktop-PC kostete durchschnittlich 20,8% weniger, die Preise für Butter gingen im Mittel um 20,5% zurück. Allerdings: Mehl wird im Warenkorb mit 0,2 Promille gewichtet, die Gebühr für die Volkshochschule/bzw. Studiengebühren werden mit 2,0% gewichtet.
Also Pech für die individuelle Inflationsrate bei denen, die gelegentlich mal ein Mehlprodukt essen, aber nicht zur Volkshochschule gehen oder das Studium vor 15 Jahren abgeschlossen haben.
Wissenschaftskritisch mit der Inflationsrate hat sich besonders Prof. em. Bernd Senf auseinandergesetzt (Senf, B.; 2004).
Inflationsrechner: Kaufkraftverlust von Geld durch Inflation berechnen
Große regionale Unterschiede bei der Inflation in Deutschland
Zwischenzeitlich kletterte die Inflation im Juni 2008 für Deutschland auch auf ein Hoch von 3,8 Prozent. Die Inflationsrate aber weist auch innerhalb Deutschlands Unterschiede auf: zwischen den einzelnen Bundesländern und zwischen Land und Stadt. Zwei Überlegungen sind in diesem Zusammenhang angebracht.
- Erstens: Seit Jahresbeginn öffnet sich wieder eine Schere zwischen den Großstädten und ihrem Umfeld, wenn es um den Rhythmus der Preisdynamik geht.
- Zweitens: Die Wirtschaft der europäischen Länder entwickelt sich nicht überall gleich; die Wirtschaft in Deutschland befindet sich weiterhin in einer (jetzt leicht abgeschwächten) Wachstumsphase (laut Schätzung des IFO +0,7 % für 2012) und hat eine moderate Preisdynamik aufzuweisen, zumal die Inflationsrate in Deutschland, wie eingangs bereits erwähnt, im Juni auf 1,7 Prozent und damit auf den niedrigsten Stand seit Dezember 2010 gesunken ist. Länder wie Spanien, Portugal oder Italien dagegen befinden sich in der Rezession und verzeichnen eine der höchsten Inflationsraten (über 3,3 Prozent) im Euroraum. Die Verbraucherpreisänderungen sind daher Mittelwerte für bestimmte, größere Regionen.
Die Top Tagesgeldanbieter im Vergleich finden Sie hier:
Inflationsraten 2014 von ausgewählten Ländern
Land | Inflationsrate [%] |
Belgien | 0,5 |
Bulgarien | -1,6 |
Tschechische Republik | 0,4 |
Dänemark | 0,3 |
Deutschland | 0,8 |
Estland | 0,5 |
Irland | 0,3 |
Griechenland | -1,4 |
Spanien | -0,2 |
Frankreich | 0,6 |
Kroatien | 0,2 |
Italien | 0,2 |
Zypern | -0,3 |
Lettland | 0,7 |
Litauen | 0,2 |
Luxemburg | 0,7 |
Ungarn | 0,0 |
Malta | 0,8 |
Niederlande | 0,3 |
Österreich | 1,5 |
Polen | 0,1 |
Portugal | -0,2 |
Rumänien | 1,4 |
Slowenien | 0,4 |
Slowakei | -0,1 |
Finnland | 1,2 |
Schweden | 0,2 |
Vereinigtes Königreich | 1,5 |
Island | 1,0 |
Norwegen | 1,9 |
Schweiz | 0,0 |
Stimmen die offiziell veröffentlichte Inflation Zahlen
Aber ein paar Zehntelpunkte hin, ein paar Zehntelpunkte her: Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung ist überzeugt, dass die offiziellen Angaben nicht das wiedergeben, was an der Preisfront wirklich geschieht. Die Daten des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden besagen, dass die Preise seit der Einführung des Euro als Geldwährung am 1. Januar 2002 bis heute in Deutschland um 12,7 Prozent angehoben worden sind. Fragt man aber die Menschen, um, wie viel „das Leben“ seit Anfang 2002 teurer geworden ist, lautet die häufigste Antwort: Alles kostet doppelt so viel. Worin liegt denn dieses Auseinanderdriften der offiziellen Zahlen über die Inflationsentwicklung und des auf täglichen Erfahrungen bei Einkäufen beruhenden Eindruckes der Verbraucher über die Preisentwicklung begründet? Und: Wer irrt sich denn hier: die nüchtern rechnenden Statistiker oder die an der Praxis geschulten, aber emotional beeinflussten Verbraucher?
Das Statistische Bundesamtes in Wiesbaden verteidigt die Preiserhebungen und deren Aussagekraft: „Die Gewichtung des Warenkorbs erfolge ja nicht willkürlich, sondern aufgrund einer Konsumerhebung, eingeteilt in Warengruppen“ Das Resümee: Wenn Waren oder Dienstleistungen teurer werden, dann scheint dies auch in der Statistik auf. Es wird aber auch nicht verschwiegen, dass die Erhebung auch Schwachpunkte hat. Die Preise mancher Waren lassen sich nämlich leicht verfolgen (etwa eines bestimmten Markenproduktes), andere können (wie im Falle von Obst und Gemüse) in Güteklassen eingeteilt werden, um Veränderungen zu verfolgen. Bei manchen Waren gibt es aber objektive Schwierigkeiten, etwa im Bekleidungssektor (Wechsel von Sommer- und Winterkollektionen), in der Elektronik, wo ständig neue Produkte auftauchen, oder im Automobilsektor, wo die Ausstattung der Pkws laufend reicher wird. Inhaber von Einzelhandelsbetrieben sind zuweilen verwundert über die Vorgangsweise mancher „Preiserheber“.
Die gefühlte Inflationsrate
Woher kommt es dann, dass die Inflation relativ niedrig ist, die Verbraucher sie aber als sehr hoch einschätzen und darüber klagen, dass sie sich immer schwerer tun, mit ihrem Einkommen ein Auskommen zu finden bzw. etwas davon auf die hohe Kante zu legen? Das Statistische Bundesamtes in Wiesbaden hat dafür folgende Erklärungen: Die Inflationsrate gibt Aufschluss über die Teuerung, die einen Durchschnittsverbraucher trifft. Aber Verbraucher sind sehr unterschiedlich. Wer viel für Lebensmittel und Mieten ausgibt, oft im Restaurant isst und 40.000 Kilometer im Jahr fährt, hat dies aufgrund der Preissteigerungen in diesen Kapiteln zuletzt stark zu spüren bekommen. Da nützte es wenig, dass das mobile Telefonieren billiger geworden ist und die Preise für viele andere Waren nur um 1,5 Prozent gestiegen sind. Auch ist es sodass Preiserhöhungen für Waren und Leistungen, die täglich in Anspruch genommen werden (Gasthauskonsumationen, Lebensmitteleinkäufe usw.) stärker gefühlt werden als für solche, die nur selten erstanden werden.
Wahrscheinlich besitzt auch die offizielle Inflationsrate ihre Schwächen. Der Warenkorb ist EU-weit standardisiert, gut möglich also, dass er den Konsumgewohnheiten sehr vieler Familien gar nicht entspricht. Im Durchschnitt stimmt der Warenkorb aber, davon darf ausgegangen werden. Im Durchschnitt bewegen sich Nettolöhne und Inflation folglich einigermaßen im Gleichschritt. Die EZB hat sich dabei auf die Fahne geschrieben, die Inflation im Euroraum auf annähernd 2% zu halten. Aktuell unterläuft sie dieses Ziel aber, denn die Leitzinsen (Hauptrefinanzierungssatz) liegt bei 0,75%.
Hohe Inflation gleich hohe Geldentwertung
Für Sparer bedeutet Inflation, dass ihr Geld immer weniger Kaufkraft hat (siehe auch Geldmenge M2), insbesondere, wenn die Zinsen niedrig gehalten werden. Wer bei einer Inflationsrate von fünf Prozent 1.000 Euro für fünf Jahre unter sein Kopfkissen legt, hat am Ende dort immer noch 1.000 Euro, die aber in Wirklichkeit nur noch einen Wert von 783 Euro haben.
Gut ist eine starke Geldentwertung dagegen für den Staat. Seine Schulden werden nämlich im Idealfall im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung immer geringer und die Steuereinnahmen steigen allein aufgrund der Erhöhung der nominalen Einkommen (durch die Steuerprogression), ohne dass die Steuersätze erhöht werden müssen.
US Inflation
Auch in den USA spielt die Inflation eine wichtige Rolle. Dies gilt ganz besonders für die geldpolitischen Entscheidungen der amerikanischen Notenbank. Der Verbraucherpreisindex wird in den Vereinigten Staaten von Amerika vom Arbeitsministerium als consumer price index berechnet und hier veröffentlicht.
CPI consumer price index
In den USA werden wie auch in Europa verschiedene Indizes für die Inflation berechnet. Die national und international bedeutendsten sind der CPI-U und der „CPI-U, US City Average, All Items Less Food and Energy“. Letzterer wird auch als „core inflation rate“ oder „underlying inflation“ bezeichnet und entsprich in etwa unserer Kerninflationsrate.
Wessen Kaufgewohnheiten reflektiert der CPI?
Der CPI spiegelt das Ausgabenmuster für die beiden Bevölkerungsgruppen: alle städtischen Verbraucher und städtischen Arbeiter und Angestellte. Diese Verbrauchergruppen repräsentieren etwa 87 Prozent der Gesamtbevölkerung der Vereinigten Staaten.
Es basiert auf den Ausgaben von fast allen Bewohnern der städtischen oder Ballungsräumen, darunter Fachleute, die Selbständigen, die Armen, die Arbeitslosen und Rentner sowie städtische Arbeiter und Angestellte. Nicht im CPI enthalten sind die Ausgabenmuster von Menschen, die in ländlichen Gebieten leben, Bauernfamilien, die Menschen in den Streitkräften sind, und diejenigen, die in Einrichtungen wie Gefängnissen und psychiatrischen Krankenhäusern leben.
USA Inflationsrate Entwicklung
In der Abbildung 4 ist die Entwicklung des CPI-U und der „core inflation“ dargestellt.
Abb. 4: Entwicklung der US Inflation: Dynamik von CPI-U (blaue Kurve) und „CPI-U All Items Less Food and Energy“ (rote Kurve) von Februar 2015 bis Februar 2016.
Die US Inflation (CPI-U) ist im Februar 2016 von 1,4% im Januar auf 1,0% gesunken.
Dagegen ist die Kerninflation deutlich gestiegen. Der CPI-U All Items Less Food and Energy nahm von 2,2% im Januar 2016 auf 2,3% im Februar zu. Damit ist die Kerninflation in den USA so hoch wie zuletzt im May 2012.
Inflation Prognosen & Simulation & Modelling & Forschung
Die auf die Bewertung und Erfassung zukünftiger Entwicklungen spezialisierte Prognos AG hat in einer Studie über den Einfluss der deutschen Wirtschaft für den Euroraum eine Datensimulation u.a. für steigende Lohnstückkosten für die Jahre 2013 -2020 durchführt. Danach würde eine Erhöhung der Lohnstückkosten um 0,5 Prozentpunkte über ein Basisszenario hinaus, in den Jahren 2017 bis 2019 zu einem Anstieg der Inflationsrate in Deutschland auf über 3% führen.
Inflation News
26.07.2017 Die EU ist bezüglich der Preisentwicklung für die Mitgliedsländer der Europäischen Union optimistisch. Yves Merch, EU Direktor, erklärte auf einer Veranstaltung in Singapur (MNI Connect Policymaker Lunch Singapore 25.07.207)“ Euro area annual HICP inflation was 1.3% in June, down slightly from 1.4% in May, mainly due to lower energy price inflation. Looking ahead, on the basis of current futures prices for oil, headline inflation is likely to remain around current levels in the coming months. In these conditions, we can be more assured about the return of inflation to our objective than we were a few years ago. “
30.08.2015 Die Amerikanische Notenbank geht davon aus, dass sich die US-Inflation langsam in Richtung 2% zubewegt. Diese Annahme teilte der FED Vize Stanley Fischer in seiner Rede auf der Tagung der Notenbanker in Jackson Hole mit: „Can the Committee be „reasonably confident that inflation will move back to its 2 percent objective over the medium term“? As I have discussed, given the apparent stability of inflation expectations, there is good reason to believe that inflation will move higher as the forces holding down inflation dissipate further. While some effects of the rise in the dollar may be spread over time, some of the effects on inflation are likely already starting to fade.“
03.05.2015 Die Japanische Notenbank (BoJ) hat es nicht geschafft, die Inflation im Laufe von 2 Jahren auf die Zielmarke von 2% zu bringen. Wie sie in ihrem Outlook for Economic Activity and Prices April 20015 darlegt, erwartet die BoJ frühestens Mitte 2016 eine Inflation von 2% in Japan. Die Notenbank gibt als Haupteinwirkungsfaktor für die Inflationsentwicklung in Japan den Ölpreis, dessen leichter Anstieg in der Inflationsprognose für 2016 bereits berücksichtigt ist..
11.12.2014 Die schweizerische Nationalbank geht in ihrer aktuellen Inflationserwartung für 2015 von einer leicht negativen Inflation von -0,10% für die Schweiz aus. Die SNB betont, dass die Deflationsrisiken zugenommen haben.
21.08.2014 Die US-Inflationsrate ist im Mai gegenüber dem Vorjahr auf 2,1% gestiegen. Insbesondere die Benzinpreise legten um 3,3% zu. Trotzdem erwarten die meisten Ökonomen auch für 2015 keine Verbraucherpreise deutlich über 2,0%.
08.05.2014 Hohe Inflation in Russland: Im März 2014 stiegen die russischen Verbraucherpreise um 6,9% gegenüber dem Vorjahresmonat.
08.05.2014 Auch Japan erlebt einen starken Anstieg der Inflationsrate, die im März 2014 laut dem Büro für Statistik auf 1,6% zunahm. Der Anstieg der Inflation wird aktiv von der japanischen Regierung gewünscht und ist überwiegend auf die sehr expansive Geldpolitik der der japanischen Notenbank BoJ zurückzuführen. Die Regierung avisiert mit den makroökonomischen Maßnahmen die Inflationsrate bis Dezember 2015 auf die Zielmarke von rund 2% zu treiben. Die Regierung hofft, dass die Konsumenten und Unternehmen bei zunehmender Inflation Ersparnisse für den Konsum ausgeben, um so die Wirtschaft anzukurbeln, denn bisher herrschte jahrelang eine Deflation.
03.05.2014 Die EU-Inflation steigt laut EUROSTAT im April 2014 auf 0,70%. Preistreiber waren Dienstleistungen und erneut Nahrungsmittel.
31.03.2014 Im Euroland schätzt Eurostat die Inflation für März auf nur noch 0,50%. An dem erneuten Rückgang der Verbraucherpreise hatten die geringeren Energiekosten (um -2,1% gegenüber dem Vorjahresmonat) einen besonderen Anteil.
27.03.2014 Inflation Großbritannien: Nicht nur in den Südländern nehmen die Verbraucherpreise ab, dies ist inzwischen auch in England der Fall, wie das Office for National Statistics am 25.03.2014 berichtet. Die britischen Verbraucherpreise (Consumer Price Inflation) lag im Februar 2014 nur noch bei 1,70% und damit so niedrig wie seit 48 Monaten nicht mehr.
15.03.2014 Die Inflationsprognosen für Deutschland unterscheiden sich deutlich von denen für den EU-Raum. So prognostiziert das Institut für Weltwirtschaft in Kiel für 2015, aufgrund der Sonderkonjunktur, für Deutschland eine Inflationsrate von 2,5%.
14.03.2014 Die EZB rechnet in ihrer Inflationsprojektion für die nächsten Monate mit einer EU-Inflation um die 0,8% (jährliche HVPI-Inflationsraten) und danach mit einer leichten Zunahme in Richtung der Zielgröße von 2,0% (Quelle: EZB Pressekonferenz vom 06.03.2014).
27.02.2014 Mario Draghi schaut leicht besorgt auf die Inflationsentwicklung. Auf einer Veranstaltung der Bundesbank in Frankfurt sagte der EZB Präsident: „Wenn die Inflation für eine längere Zeit niedrig bleibt, ist das natürlich ein Risiko an sich“. Bezeichnenderweise war mit dem Statement aber gemeint, dass bei einer niedrigen Inflation die Staatsschulden schlechter abgebaut werden können. Die Redaktion fragt sich, wenn diese Notenbank mal endlich an die Sparer denkt.
15.02.2014 Die Inflationsprognosen der EZB gehen auch für die nächsten Jahre von relativ niedrigen Inflationsraten aus: Für 2014 von 1,1% für 2015 von 1,5% und für 2016 von 1,7%. Selbst in 5 Jahren rechnet die EZB „nur“ mit einer Inflation von 1,9%.
18.01.2014 Die US Inflation bleibt 2013 mit 1,5% (average Consumer Price Index) unter der Zielmarke der FED von 2%. Im Dezember stieg die US Inflationsrate leicht um 0,3% gegenüber dem Vorjahresmonat. Für die amerikanische Notenbank ist der Consumer Price Index neben der Arbeitslosenrate eine der wichtigsten ökonomischen Kennziffern für Entscheidungen zur Steuerung der Geldpolitik. Und damit beeinflusst die US Inflation letztlich auch Zinssätze in Deutschland.
22.01.2014 Die Wirtschaftsgrößen, Entscheider und Politiker dieser Welt treffen sich zum Weltwirtschaftsforum in Davos 2014. Themen sind z. B. ob es Europa geschafft hat, oder die Entwicklung der Kreditausfallversicherungen und der Börsenkurse. Tagesgeld ist hier uninteressant. Die geringe EU Inflationsrate von 0,7% ist ein wesentlicher Grund für die EZB, die Leitzinsen niedrig zu halten. Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung des harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI, engl. HCIP) von 2000-2014.
- Harmonisierte Verbraucherpreisindex von 2000 – 2014. Quelle: EZB
16.01.2014 Inflation Russland: Steigende Inflation 2013 in Russland, die Inflationsrate ist auf 6,5% gestiegen.
22.12.2013 Die Grunderwerbsteuer wird in den Bundesländern Berlin, Bremen, Niedersachsen und Schleswig Holstein zum 1. Januar 2014 erhöht. Heizöl ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum relativ günstig.
14.12.2013 Die Bundesbank rechnet in ihrer Prognose vom Dezember 2013 für 2014 mit einem Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) von 1,3% und 1,5 für 2015.
10.12.2013 Mario Draghi weist nochmals auf die hohe Bedeutung der Preisstabilität für die EZB und in diesem Zusammenhang auf das langfristige Ziel einer Inflationsrate von nahe bei 2.0% hin.
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Tipps & Literatur zu Inflation & Inflationsrate
Video auf YouTube des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden wie die Inflationsrate bzw. die Verbraucherpreise berechnet werden:
EUROSTAT: Methodology Inflation Flash Estimate (Schnellschätzung Euro Inflation)
Senf, B.; 2004: Die blinden Flecken der Ökonomie. ISBN-13: 978-3423362405