Anlagenotstand treibt Oldtimerpreise in die Höhe

Oldtimer eignen sich durchaus als KapitalanlageDas Misstrauen in den Euro und mangelnde Alternativen auf dem Anlagemarkt erweitert seit einigen Jahren die Bandbreite der Sachwerte als Investment beständig. Seit geraumer Zeit gelten auch Oldtimer als lohnenswertes Anlagegut.

Mit historischen Ferraris oder Triumph Cabriolets verbinden gewöhnliche Sparer Menschen, die aus Hobby Stunde um Stunde alte Fahrzeuge restaurieren, polieren und schleifen, um dann am Wochenende bei Sonnenschein und milder Luft über Land zu fahren. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist ein Markt, der blüht. Die Geldanlage Oldtimer ist ein Trend unter Eingeweihten. Dabei steht nicht mehr nur die reine Liebhaberei im Vordergrund, sondern ein massives wirtschaftliches Kalkül.

 

Erste Indizes spiegeln die Wertsteigerung wieder

Für Oldtimer gibt es noch keine Börse, wie bereits für das Kapitalanlagegut Wein. Weine werden in London an der Liv-ex gehandelt, Realtimekurse sind fester Bestandteil. Es existieren allerdings bereits verschiedene Indizes für das Garagengold. In Deutschland ist der Deutsche Oldtimer Index (DOX) von der deutschen Automobilindustrie ins Leben gerufen worden (Infos hier). Experten zufolge sind diese Indizes seit dem Jahr 2009, dem Beginn der Finanzkrise, mit einem konstanten Aufwärtstrend für beispielsweise ältere und seltene Modelle von Porsche um durchschnittlich 16 Prozent gestiegen.

Die Südwestbank mit Sitz in Stuttgart führt einen Index für in Süddeutschland gefertigte Oldtimer. Historische deutsche Automobile verzeichneten dem Kreditinstitut zufolge seit 2009 einen Preisanstieg um 65 Prozent. Das Gesamtvolumen der bekannten Indizes für die „Rostlauben“ beläuft sich zurzeit auf rund 15 Milliarden Euro – Tendenz steigend. Im Gegensatz zu physischem Gold erweist sich das Garagengold aktuell als die wertstabilere Anlage. Gold hat nach einer unglaublichen Rallye in den letzten Jahren das zweite Quartal in Folge mit einem Minus abgeschlossen – ein Umstand, der für einen 1962er Ferrari 250 GTO nicht gilt. Der zurzeit teuerste Sportwagen der Welt wechselte kürzlich für 35 Millionen US-Dollar den Besitzer.

Es müssen aber nicht nur die kleinen flotten Italiener aus den 60er Jahren sein. Auch für einen BMW 328 besteht international Nachfrage. Gerade in China und Russland sitzen Sammler, die fast utopisch anmutende Preise bezahlen. Auf den Vertrieb mit Oldtimern spezialisierte Händler haben nicht das Problem, für die Autos mit einem sechs- und siebenstelligen Gegenwert Abnehmer zu finden. Das Problem liegt darin, dass die Nachfrage das Angebot übersteigt.

 

Ein 2 CV statt Rentenversicherung

Wer jetzt denkt, dass es nur die Maybachs oder Fahrzeuge ähnlichen Kalibers sind, die im Fokus der Anleger stehen, irrt. Mit der zunehmenden Nachfrage nach älteren Modellen erfahren auch Fahrzeuge aus der ehemaligen Massenfertigung zunehmend Nachfrage. Wer nicht gleich in einen Ferrari investieren möchte, kann durchaus mit dem Erwerb eines Heinkel Kabinenrollers als Alternative zu einer privaten Rentenversicherung liebäugeln. Während dagegen von einem Oldtimerkauf über eine Autokredit definitiv abzuraten ist.

War die Ente, der Citroën 2 CV, aus dem Straßenbild der 60er und 70er Jahre nicht wegzudenken, so ist dieses Auto der aktuelle Spitzenreiter im DOX. Seit der Jahrtausendwende hat sich der Wert verdreifacht. Wer sich mit dem Gedanken beschäftigt, statt Gold oder Immobilien auf Oldtimer in der Altersversorgung zu setzen, muss sich allerdings auch darüber im Klaren sein, dass die Spekulation auf eine überdurchschnittliche Preissteigerung im Segment der bezahlbaren Oldtimer auch einer gewissen Vorlaufzeit bedarf. Dazu kommt, dass die jährliche Wertsteigerung beispielsweise für einen Mercedes 190 SL mit einem Kaufpreis von 70.000 Euro jährlich mindestens vier Prozent betragen muss. Dies nur, um die Kosten für Garage, Steuer und Versicherung auszugleichen.

 

Wer zuviel mit dem Oldtimer fährt riskiert Wertminderung

Oltimer mit deutlichem WertzuwachsFahrspaß ist mit den Autos, die der vermeintlich sicheren Geldanlage dienen, allerdings nicht gegeben. Maximal 500 Kilometer darf die jährliche Fahrleistung betragen, um keine Wertminderung zu erleiden. Selbst der alte Ford 12m wird heute als Oldtimer gehandelt. Die Rendite, so die Südwestbank, liegt bei diesen Fahrzeugen allerdings nicht so hoch, dass sie als zusätzliche Rente bei Verkauf dienen könnten. Damit sich Autos als Rentenversicherung auch rentieren, genügt es nicht, in ein Fahrzeug zu investieren. Auch bei Autos gilt, was bei Wertpapieren schon immer Gültigkeit hat. Der Bestand muss diversifiziert sein. So sollten in der Garage mindestens ein Cabrio, ein Coupe, eine Limousine und ein Kleinwagen stehen, sagen die Experten von der Südwestbank. Oldtimer als Altersvorsorge sind nicht für jeden geeignet, als Kapitalanlage mit Sammlerwert aber auch für Sparer interessant, vielleicht aber eher fürden Großanleger mit dem nötigten Risikokapital im Rücken.

 

News

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