Bei dem OTC-Handel geht es um den außerbörslichen Handel von Wertpapieren oder Finanzderivaten zwischen Kapitalmarktteilnehmern.
Die EMIR-Verordnung wird diesen Handel durch Standardisierung und durch eine Meldepflicht regulieren.
Das Kürzel OTC steht für den Begriff „Over The Counter“, das heißt, die Wertpapiere werden im übertragenen Sinn über den Tisch, nicht an der Börse, gehandelt. Neben Derivaten können auch Aktien im OTC getradet werden. Dies ist der Fall, wenn die beiden Parteien, Käufer und Verkäufer, nicht möchten, dass die Transaktion publik wird.
OTC Handel wurde nach der Finanzkrise 2008 eingeschränkt
Im OTC-Handel wurden auch Papiere ge- und verkauft, welche dem grauen Kapitalmarkt zugerechnet werden müssen oder nicht zum Handel an einer amtlichen Börse zugelassen sind. Waren OTC-Deals bis vor einiger Zeit überwiegend institutionellen Marktteilnehmern vorbehalten, so finden inzwischen auch private Anleger den Zugang. Über das Internet locken Onlinebroker mit gigantischen Gewinnen im Handel mit binären Optionen, Differenzkontraktgeschäften (CFDs) und Devisen (Forex). Dass diese Hebelgeschäfte nicht nur Renditen von 70 Prozent und mehr, sondern auch einen Totalverlust, eventuell sogar Nachschusspflicht mit sich bringen, wenn der Trade in die falsche Richtung verläuft, findet sich nur im Kleingedruckten mit hellgrauer Schrift auf weißem Grund. Diese Trades laufen außerbörslich. Agiert der Broker als sogenannter Market Maker, stellt er auch die Kurse, auf oder gegen die der Anleger wettet. Der OTC-Handel war weitgehend unreguliert, aufsichtsbefreit und ohne Grenzen. Dies änderte sich jedoch im Jahr 2009.
G 20 beschlossen Regulierung auch des OTC via EMIR
Nach dem Finanzmarktdesaster im Jahr 2008 beschlossen die G 20 auf ihrer Tagung in Pittsburgh im Jahr 2009 eine Regulierung der OTC-Geschäfte. In diesem Zusammenhang trat im Jahr 2012 eine einheitliche europäische Regulierung in Kraft, die European Market Infrastructure Regulation, kurz EMIR. Die Auflagen betreffen nicht nur Finanzdienstleister, sondern alle involvierten Parteien. EMIR beinhaltet zum einen eine Meldepflicht an ein Transaktionsregister für Derivate. Zum anderen regelt sie, wer bei einem Geschäft als Finanzdienstleister angesehen wird, und wer nicht. Das Transaktionsregister untersteht der Kontrolle durch die Europäische Wertpapieraufsichtsbehörde (ESMA), die Trades müssen über Clearingstellen abgewickelt werden.
EMIR stellt darüber hinaus an bestimmte OTC-Derivate besondere Anforderungen in Bezug auf das Risikomanagement bei den Transaktionen. Den Forderungen einiger europäischer Abgeordneter, den Derivatehandel komplett einzustellen, wurde in der Breite nicht entsprochen, dafür sind diese Finanzinstrumente für die Liquiditätsbeschaffung beziehungsweise Absicherung gerade für institutionelle Marktteilnehmer zu wichtig.
Andererseits müssen private Anleger jedoch stärker geschützt werden. Gerade Zertifikate, von den Banken seit einigen Jahren als der Weisheit letzter Schluss und als Alternative zu festverzinslichen Wertpapieren angeboten, bergen ungeahnte Risiken für die Anleger. Bei einem Angebot durch die Hausbank wird dies jedoch häufig ignoriert. Wer jedoch den Renditeversprechungen der Onlinebroker gerade beim Handel mit binären Optionen Glauben schenkt, ist mit oder ohne staatlicher Regulierung schlicht selbst daran schuld. Renditen spiegeln die Risiken einer Anlage wieder. Eine sogenannte One-Touch Option mit einer Rendite von 400 Prozent – ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
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