Auswirkungen des EZB Programms Dicke Bertha für Sparer negativ
Die EZB feuert die „Dicke Bertha“ ab
Mit der letzten Finanzspritze durch die EZB an die Banken wurde in Europa eine nie da gewesene Dimension erreicht. 1000 Mrd. Euro wurden den Banken für drei Jahre zum Leitzins angeboten. In der Folge dessen sind die Risikoaufschläge europäischer peripherer Länder sowie die vieler europäischer Banken wieder etwas zurückgegangen. Auch die Aktienmärkte wurden zumindest im ersten Quartal von dieser Liquiditätsflut stark getrieben und legten einen Rekordjahresstart hin.
Trotzdem bleibt bei vielen Bürgern gerade in Deutschland ein fader Beigeschmack von Draghis Aktion „Dicke Bertha“, da gerade viele der Älteren hier noch die Erfahrung einer massiven Geldentwertung und einer Währungsreform in Erinnerung haben.
Der Begriff „Dicke Bertha“
„Dicke Bertha“ hat Mario Draghi diese Intervention der EZB in Anlehnung an ein Geschütz aus dem Zweiten Weltkrieg genannt, doch ob hiermit auch der Sieg über die Staatsschuldenkrise in Europa erzielt werden kann, ist aus heutiger Sicht noch ungewiss.
Makroökonomisch gewiss ist es hingegen, dass diese massive Erhöhung der Geldmenge zwangsweise höhere Preise und damit auch eine höhere Inflationsrate nach sich ziehen wird. Zwar ist die Inflationsrate zuletzt mit 2,6% (Eurozone, April 2012) etwas zurückgegangen, liegt aber immer noch über dem Ziel für Preisstabilität (2,0%).
Noch ist aber ein großer Teil dieser geldpolitischen Maßnahme gar nicht in der Realwirtschaft angekommen. Viele Experten sind der Meinung, dass die Inflationsrate erst in den nächsten Monaten wirklich hierauf reagiert.
Trotzdem gibt es schon erste Anzeichen, dass die Preise gegenüber dem Vorjahr deutlich am Steigen sind. Bestes Beispiel hierfür sind wieder einmal die Spritpreise, welche die letzten Wochen permanent auf sehr hohem Niveau waren. Der Chef der Bundesbank Jens Weidmann warnt inzwischen vor weiteren Aktionen wie „Dicke Bertha“.
Unterschiede zwischen der EZB und der FED bei den massiven Liquiditätsspritzen
Beim Vergleich der „Dicken Bertha“ in Europa und „Quantitative Easing“ in den USA fallen sofort einige gravierende Unterschiede auf: So kauft die FED in den USA nur US Staatsanleihen, was mit weniger Risiko behaftet ist, als das was hier die EZB an Maßnahmen unternimmt. Hier wird das Geld hauptsächlich Banken zur Verfügung gestellt, wovon einige inzwischen keine andere Möglichkeit mehr haben sich zu refinanzieren. Über den Umweg der Banken fließt dann ein Großteil dieses Geldes in südeuropäische Staatsanleihen, welche bis auf die griechischen immer noch per Definition als sicher gelten.
Die „Dicke Bertha“ ist zumindest bis heute erfolgreich gewesen, es muss sich aber erst noch zeigen, dass diese Kanone nicht am Ende den Untergang der Eurozone herbeiführen wird.
Auswirkungen für Sparer und Anleger
Für Sparer ist die „Dicke Bertha“ ein Albtraum: Die Banken bekommen offenbar soviel an Liquidität zu Niedrigzinsen, dass sie auf Kapital von Privatanlegern verzichten können. Als Folge gehen die Zinsen auf breiter Front zurück. Alle top Anbieter bei Tagesgeld und Festgeld haben in den letzten 2 Monaten (März, April 2012) die Zinsen gesenkt. Hier scheint das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht zu sein.
News
Dezember 2014: Die Dicke Bertha wird in 2015 eine Neuauflage erleben, allerdings in anderer Form. Die EZB will zur Bekämpfung der sehr geringen Inflationsrate die Geldmenge deutlich, um rund 1 Billionen Euro, erhöhen. Um das zu erreichen, wird die Notenbank wohl nicht um den Ankauf von Staatsanleihen vorbei kommen. Gleichzeitig drückt die EZB die Zinsen künstlich auf ein extremes Niedrigzinsniveau, wobei sich allerdings die Tagesgeld Zinsen in Deutschland zum Teil abkoppeln, wie ein Blick auf den Zinsvergleich zeigt. Allerdings handelt es sich dabei um die top Anbieter. Am Markt werden von einigen Banken für Geschäftskunden bereits Strafzinsen erhoben.
Tipp: Mit hohen Festgeldzinsen für’s Kapital die Geldentwertung vermeiden